Kinderfuß

Viele Fehlstellungen der Füße bei Neugeborenen haben ihre Ursache z. B. im Platzmangel im Mutterleib – wie etwa bei einer Steißlage. Bei Kindern sind diese oft anlagebedingt und können durch zusätzliche Faktoren wie beispielsweise durch Übergewicht oder falsche Schuhe verstärkt oder sichtbar werden.

Etliche Fehlstellungen von Kinderfüßen bei Neugeborenen wie zum Beispiel Sichelfüße oder Hackenfüße sind harmlos und verschwinden in der Regel im Lauf des Wachstums von selbst. Andere Deformitäten benötigen eine Behandlung, um spätere Beschwerden wie Schmerzen durch die falsche Belastung von Knie, Hüfte und Wirbelsäule zu vermeiden.

Sichelfuß

Sichelfüße sind in den meisten Fällen angeboren, sehr selten werden sie später erworben. Der vordere Fuß und die Zehen sind so nach innen gedreht, sodass er wie eine Sichel aussieht, was dieser Fehlstellung den Namen verleiht.

Während in vielen Fällen eine regelmäßige Massage durch die Eltern ausreicht, sind manche der Füße steifer und benötigen eine Gipstherapie und/oder orthopädische Schühchen. Eine neue Behandlungsmethode ist eine kleine Schiene (UNFO), die selbst steife oder schwere Sichelfüße ohne Gipstherapie korrigieren kann. Erfahren Sie hier mehr über die UNFO Schiene.

Hackenfuß

Die gegenteilige Haltung zum Spitzfuß ist der Hackenfuß: dabei ist der Fuß nach oben geknickt und die Ferse nach außen gedreht.

In den meisten Fällen verschwindet der Hackenfuß bei einem Neugeborenen einige Tage nach der Geburt von selbst. Ist dies nicht der Fall, kann mit Physiotherapie oder einer Schiene die richtige Stellung des Fußes erreicht werden.

Spitzfuß

Die typische Haltung beim Spitzfuß ist eine Überstreckung des Sprunggelenks, wodurch beim Gehen die Ferse nicht vollständig auf den Boden gelangen und abrollen kann. Es sieht aus, als ob die Betroffenen auf Zehenspitzen gehen. Ursache ist eine Verkürzung der Achillessehne und / oder der Wadenmuskulatur.

In leichten Fällen genügt physikalische Therapie, sonst stehen krampflösende Medikamente, Schienen oder Gipsverbände zur Behandlung zur Verfügung. Nur in seltenen Fällen ist eine Operation notwendig.

Knick-Senkfuß (Plattfuß)

Der Knick-Sekfuß kommt bei Kindern mit Fehlstellung der Füße am häufigsten vor. Dabei ist das Gewölbe an der Innenseite des Fußes deutlich abgeflacht. Oft ist diese Fehlstellung mit X-Beinen kombiniert. Ursache ist meist eine Veranlagung (auch familiär) und eine Schwäche der Muskeln die den Fuß aufrichten.

Kleinkinder haben sehr sehr häufig einen Knick-Senkfuß (Plattfuß), der aber in den meisten Fällen bis zum 5.–6. Lebensjahr verschwindet oder deutlich besser wird. Ist dies nicht der Fall, können besondere aktivierende (podologische) Einlagen eine Kräftigung der Muskeln und damit eine Verbesserung des Fußgewölbes erzielen. Zusätzlich kann Kräftigung durch Sport oder auch physikalische Therapie helfen. Sollte sich die Fuß-Form trotz Therapie nicht verbessern und das Ausmaß der Fehlstellung spätere Beschwerden sehr wahrscheinlich machen, sollte über operative Korrektur-Möglichkeiten gesprochen werden.

Klumpfuß

Klumpfüße sind die bei Neugeborenen die am weitaus häufigste auftretende angeborene (kongenitale) Deformität. Der Fuß ist meist sehr unbeweglich und steif, zeigt nach unten und ist nach innen rotiert. Der Fuß erscheint ungewöhnlich, weil die Knochen, Muskel, Sehnen und Bänder sich falsch oder geringer entwickelt haben.

Klumpfuß Kinderfuß Neugeborenes Baby Füße Fehlstellung

Ein Klumpfuß wird meistens bereits vor der Geburt mittels Ultraschall diagnostiziert. Dadurch kann bereits vor der Geburt eine Beratung und Therapieplanung erfolgen. Die Therapie wird in der Regel in den ersten 2-3 Lebenswochen begonnen.

Nur sehr selten, bei Klumpfüßen im Rahmen von neurologischen Problemen oder Syndromen sind Operationen notwendig, die aber sehr gute Heilungschancen bieten,

Wichtig bei jeder Form der Behandlung ist eine längerfristige Nachbetreuung durch einen Orthopäden, da im Laufe des Wachstums ein Rückfall entstehen kann. So kann der Rückfall rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden.

In Österreich hat etwa eines von 900 Babys einen Klumpfuß. Knaben sind dabei häufiger betroffen als Mädchen und in etwa 40 % der Fälle tritt der Klumpfuß beidseitig auf.

Ursache

Die exakten Gründe für die Ausbildung von Klumpfüßen sind noch unklar, wahrscheinlich ist, dass mehrere Faktoren zusammenspielen. Es dürfte sich um ein Problem in der Entwicklung des Fußes im ersten Trimester der Schwangerschaft handeln. Sehr oft wird die Fehlstellung in der 16. bis 22. Schwangerschaftswoche im Ultraschall erkannt. In manchen Fällen findet sich in der Familie ein Verwandter mit Klumpfuß. Wenn ein Elternteil selbst einen Klumpfuß bei der Geburt hatte, ist die Häufigkeit für jedes Kind zwischen 3 und 4 Prozent.

Krankeitsbild

Beim Klumpfuß sind mehrere Fehlbildungen kombiniert: Gelenke, Knochen, Muskeln, Bänder und Sehnen sind unterschiedlich stark verändert, sodass ein Fuß oder beide Füße deformiert sind.

Bei den meisten Neugeborenen wird ein so genannter idiopathischer (isolierter) Klumpfuß diagnostiziert. Das heißt, alle anderen Untersuchungen sind unauffällig und das Kind entwickelt sich ganz normal. Ein kleiner Prozentsatz von Kindern hat noch zusätzliche Erkrankungen wie zum Beispiel Arthrogrypose, eine neurologische Schwäche oder Spina bifida. In diesen Fällen spricht man von einem sekundären oder syndromassoziierten Klumpfuß. Beide Arten des Klumpfußes können mit der Ponseti Methode behandelt werden, wobei die Erfolgsraten beim idiopathischen Klumpfuß deutlich höher sind.

Therapie

In fast allen Fällen kann mit der Ponseti Methode der Fuß vollständig korrigiert werden. Die Ponseti Methode wurde von Ignacio V. Ponseti über Jahrzehnte hindurch entwickelt und gilt heute als effektivste und erfolgreichste Behandlung des Klumpfußes.

Die Ponseti Methode ist eine primär nicht-operative Behandlungsform, bei der der Fuß durch wöchentliche zarte Manipulation und durch Anlegen von Ober-Unterschenkelgipsen für 4-6 Wochen korrigiert wird. Dies dehnt die Bänder und Sehnen des Fußes und gibt den Knochen Zeit sich durch die korrigierenden Kräfte im Gips umzuformen.

Nachdem der Fuß korrigiert ist, wird bei über 90 % der Kinder eine perkutane Achillessehnen Tenotomie (pAST) durchgeführt. Es handelt sich dabei um einen kleinen Eingriff, bei dem in einer Kurznarkose die Achillessehne durch einen 5 mm Schnitt/Stich durchtrennt wird. Dadurch kann der Fuß nach oben bewegt werden und die Achillessehne heilt in dem postoperativ angelegten Gips aus. Aufgrund des großen Heilungspotentials bei Neugeborenen und Kleinkindern heilt die Achillessehne wieder vollständig und kräftig zusammen, nur eben in verlängerter Position. Der Gips wird in der Regel für 3 Wochen belassen.

Nach Abnahme des letzten Gipsverbandes braucht Ihr Kind eine Schiene, bestehend aus Schuhen, die mit einer Stange verbunden sind und die Füße nach außen drehen. Die größte Gefahr nach erfolgreicher Behandlung ist das Wiederauftreten der Fehlstellung oder von Teilen der Fehlstellung. Daher ist das Tragen dieser Schienen unbedingt notwendig, um die gute korrigierte Stellung des Fußes zu bewahren. Die Schienen müssen in den ersten 3 Monaten 22 Stunden am Tag angelegt werden. Nach diesen 3 Monaten werden die Schienen nur noch in der Nacht und bei Schläfchen getragen.

Die Schiene beeinflusst nicht die Entwicklung Ihres Kindes. Auch der Gehbeginn wird durch die Schiene nicht verzögert.

Erst nach dem 4. Lebensjahr, je nach Fußform und ursprünglicher Fehlstellung, kann die Schiene weggelassen werde. In manchen Fällen kann eine physikalische Therapie die Beweglichkeit des Fußes noch weiter fördern.

Klumpfuß Baby Orthopädie
Dieses Mädchen wurde mit einem Klumpfuß geboren. Die Behandlung begann wenige Tage nach der Geburt
Klumpfuss geheilt nach Therapie
Drei Jahre nach der Behandlung ist die Fußform völlig normal und kaum mehr ein Unterschied zwischen beiden Seiten festzustellen.

Es sind regelmäßige Kontrollen notwendig, um ein eventuelles Wiederauftreten der Fehlstellung (=Rezidiv) rechtzeitig zu erkennen. Ein Rezidiv ist häufig Folge von Problemen mit der Schiene, etwa wenn die Schiene weniger als 8-10 Stunden pro Nacht getragen wird. In den meisten Fällen ist es ausreichend noch einmal 3 bis 5 Gipse anzulegen, wenn danach die Schiene regelmäßig getragen wird.

Selbst wenn die Schiene ausreichend verwendet wird, kann es zu einem leichten Einwärtsdrehen des Fußes und der Zehen kommen. Dies ist oft eine Folge einer unzureichenden Balance zwischen den Muskeln des Unterschenkels die Folge der ursprünglichen Fehlstellung ist. In solchen Fällen kann eine operative Sehnenverlagerung (Tibialis anterior Transfer) zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr notwendig sein. Diese kleine Operation findet weit weg vom Gelenk statt, wodurch keine negativen Folgen für die Beweglichkeit des Fußes und für den Gelenksknorpel entstehen können.

Mit der Ponseti Methode kann bei idiopathischer (isolierter) Klumpfuß in fast allen Fällen eine gute Korrektur erreicht werden. Bei syndromassoziierten und sekundären Klumpfüßen ist die Korrektur durch den Gips und die Tenotomie in seltenen Fällen nicht ausreichend. In diesen Fällen muss die erreichte Korrektur durch weitere Gipse und/oder Physiotherapie gehalten werden und eine Release Operation etwa im Alter von 6 Monaten durchgeführt werden. Durch eine hochqualitative Vorbehandlung mit der Ponseti Methode und einer Tenotomie werden optimale Voraussetzungen für eine Operation geschaffen, wodurch der Eingriff kleiner gehalten werden kann und mit vergleichsweise besseren Ergebnissen gerechnet werden kann.

Auch bei älteren Kindern mit Klumpfuß oder wieder aufgetretener Fehlstellung wird die Ponseti Methode angewendet. Auch hier ist in den meisten Fällen eine gute Korrektur ohne einer offenen Operation möglich. Eine Gipsredression, ein Sehnentransfer und einer minimal-invasive perkutane Tentotomie sind fast immer ausreichend. Je nach Schweregrad der Fehlstellung und Alter des Kindes können in sehr seltenen Fällen Eingriffe an den Sehnen, Bändern und Gelenken notwendig sein. In schweren Fällen nach oft mehrfacher Voroperation können zusätzlich knöcherne Eingriffe oder die Korrektur mit einem externen Fixateur einen gut belastbaren Fuß schaffen.