Fehlverheilte Frakturen

Der menschliche Knochen hat – im Gegensatz zu anderem Gewebe im Körper – die Fähigkeit, sich nach einem Bruch (medizinisch: Fraktur) wieder vollständig zu regenerieren. Zwischen den Bruchenden bildet sich frisches Knochenmaterial (medizinisch: Kallus oder Callus), das nach und nach härter und belastbarer wird. Dies dauert unterschiedlich lange und hängt vom betroffenen Knochen und dem Alter des Patienten ab.

Bei Kindern verheilen Knochen fast immer. Meist wird akut ein Gips angelegt oder eine operative Fixierung durchgeführt. Oft kann initial die Stellung des Knochens nicht vollständig korrigiert werden, und es bleibt eine leichte Verkrümmung / Fehlstellung sichtbar. Besonders bei jungem Alter und bei Brüchen die eher am Ende des Knochens liegen kann sich im Rahmen des Wachstums die Fehlstellung spontan korrigieren.

Fehlstellung bei älteren Kindern, Fehlstellungen in der Mitte (med. Diaphyse) des Knochens und Fehlstellungen der Rotation korrigieren sich nicht oder kaum von selbst. In diesen Fällen ist manchmal eine Korrektur erforderlich.

Knochenbruch fehlverheilte fraktur

Kommt es zu einem Bruch im Bereich der Wachstumsfuge, kann es je nach Verlauf der Frakturlinien und dem Ausmaß der Beeinträchtigung der Fuge auch noch im weiteren Wachstum zu unterschiedlich stark ausgeprägten Fehlstellungen kommen.

Der vorzeitige Verschluss einer Wachstumsfuge nach Fraktur führt zur Beinlängendifferenz, die je nach Alter zum Zeitpunkt des Verschlusses auch zu einer deutlichen Verkürzung führen kann. Ist dieser Verschluss der Wachstumsfuge auf einen sehr kleinen Bereich begrenzt, so kann dieser Verschluss entfernt werden um eine weiteres Wachstum zu ermöglichen (med. Resektion einer Epiphysenbrücke).

Selten kommt es zu Beinlängendifferenzen durch Überlänge in Folge von Brüchen in der Mitte (med. Diaphyse) des Knochens, wobei diese eher gering ausfallen, und sich im Verlauf auch wieder verringern können.

Osteotomie

Wird eine entsprechende Diagnose gestellt gibt es die Möglichkeit, mit einer Operation die falsch verheilten Knochen zu korrigieren. Die Enden der Knochen werden wieder richtig zusammengefügt und mit Platten, Schrauben oder Nägeln fixiert. In manchen Fällen kommt auch ein externer Fixateur zum Einsatz, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.

Grundsätzlich muss zwischen Fehlstellungen und Beinlängendifferenz oder deren Kombination unterschieden werden. Eine weitere wichtige Unterscheidung für die Behandlungsmöglichkeiten ist die zwischen gesunder Wachstumsfuge und defekter Wachstumsfuge.

Liegt eine Beinlängendifferenz und/oder Fehlstellung bei gesunder Wachstumsfuge vor, so kann bei genügendem Restwachstum eine Wachstumslenkung erwogen werden. Sie erlaubt als einseitige Blockade der Wachstumsfuge eine sehr exakte Korrektur von Achsabweichungen und als Blockade der gesamten Wachstumsfuge auch eine Korrektur beziehungsweise Verringerung einer Beinlängendifferenz.

Während die Wachstumslenkung mit kleinen Platten-Schraubensystemen sehr exakt ist und vielfach Anwendung findet, so ist die Wachstumsbremsung am längeren Bein fallweise ungenau aufgrund des oft schwer vorauszuberechnenden Wachstums. Elegant ist diese Methode jedoch durchaus bei Überlänge.

Bei Fehlstellungen ohne Beinverkürzung ist eine Akutkorrektur mit interner Fixation (Platten, Schrauben oder Nägel) in vielen Fällen möglich. In manchen Fällen ist aber dennoch aufgrund des Ausmaßes der Fehlstellung beziehungsweise deren Komplexität (Fehlstellungen in mehreren Ebenen) eine graduelle Korrektur mit einem Fixateur externe zu erwägen.

Bei posttraumatischer Beinverkürzung mit oder ohne Fehlstellung stellen der externe Fixateur und in manchen Fällen auch ein implantierbarer Verlängerungsmarknagel eine gute Korrekturoption dar.