Wenn ein Patient durch einen Unfall, falsch verheilte Knochenbrüche oder angeborene Fehlstellungen unterschiedlich lange Beine (Ober- oder Unterschenkel) hat, kann eine Beinverlängerung vorgenommen werden.
Dies ist wichtig, um einen Beckenschiefstand auszugleichen. Dadurch wird vermieden, dass Hüften, Knie und Füße falsch belastet werden und Schmerzen verursachen. Auch die Verbindung Becken-Steißbein und die untere Wirbelsäule reagieren sehr empfindlich auf Beinlängendifferenzen.
Therapie
Während einer Operation wird ein Verlängerungsmarknagel in den Knochen im Oberschenkel (med. Femur) oder im Schienbein (med. Tibia) eingesetzt.
Über ein externes Steuergerät können die Teile des Precice Nagels (Verlängerungsnagels) dann ganz langsam auseinander geschoben werden. Im Spalt bildet sich dann neues Knochengewebe (med. Kallus oder Callus), welches mit der Zeit zu festem, belastbarem Knochen wird.
Auch eine gleichzeitige Achskorrektur ist bei Anwendung bestimmter Techniken mit dem Marknagel möglich.
Der Precice Nagel wird auch für die Verlängerung des Unterschenkels verwendet.
Sehr komplexe oder ausgeprägte Fehlstellungen können manchmal nicht akut korrigiert werden, z. B. wenn dies eine zu große Belastung für die Muskeln; Gefäße und besonders Nerven darstellt. Auch bei bestehendem Knocheninfekt ist ein Marknagel nicht zu empfehlen. In diesen Fällen kann eine Korrektur mit einem externen Fixateur durchgeführt werden.
Ich habe seit 20 Jahren Erfahrung mit dem Taylor Spatial Frame, einem modernen Hexapoden Fixateur der mittels web-basierter Software gesteuert wird und eine sehr exakte Korrektur in allen Ebenen ermöglicht. Besonders hervorzuheben ist die Option mehrdimensionale Fehlstellungen und Verkürzungen simultan zu korrigieren.
Die Osteotomie des Knochens kann minimal-invasiv durch einen etwa 10 bis 15 mm Hautschnitt im Sinne einer Bohrlochosteotomie erflogen. Die Korrektur erfolgt graduell mit etwa 1 mm pro Tag.
Ein wichtiger Faktor ist die physikalische Therapie. Diese muss regelmäßig durchgeführt werden, besonders bei großen Verlängerungen, um die eine gute Gelenksfunktion während der Fixateur Tragezeit zu erhalten.
Mit dem Fixateur kann vom ersten bzw. zweiten Tag nach der Operation an mit Unterarmstützkrücken teilbelastet werden. Nach Ende der Verlängerung ist eine Vollbelastung recht rasch möglich und auch duschen können Sie mit dem Fixateur nach etwa 2 Wochen bereits ohne besondere Maßnahmen.